Im spanischen Estadio Metropolitano wird an der WM 2030 Fussball gespielt (Bild: Wikipedia/Elwin594).

WM mit 64 Teams angedacht – bleibt Afrika weiterhin aussen vor?

FIFA-Präsident Gianni Infantino liebäugelt mit der nächsten Mega-WM: Schon 2026 steigt die Endrunde erstmals mit 48 Teams, nun steht sogar eine Ausweitung auf 64 Nationen im Raum.

Mehr Länder, mehr Spiele, mehr Fußball. Doch der Blick auf die bisherige Politik bei der Startplatz-Verteilung zeigt: Europa profitiert jeweils am stärksten, während Afrika und Asien trotz ähnlich vieler Verbände weiter hintenanstehen.

Dies zeigt die gegenwärtige Aufstockung von 32 auf 48 Teams

Für die WM 2026 wurden die Plätze so aufgestockt:

  • Europa (UEFA): 16 Teams
  • Afrika (CAF): 9 Teams (+ evtl. 1 Playoff)
  • Asien (AFC): 8 Teams (+ evtl. 1 Playoff)
  • Südamerika (CONMEBOL): 6 Teams (+ evtl. 1 Playoff)
  • Nord-/Mittelamerika (CONCACAF): 6 Teams (+ evtl. 1 Playoff)
  • Ozeanien (OFC): 1 Team (+ evtl. 1 Playoff)

Europa stellt also rund ein Drittel des Teilnehmerfeldes, obwohl die UEFA nur 55 der insgesamt 218 FIFA-Mitglieder zählt. Afrika hat 54 Mitglieder, bekommt aber nicht einmal halb so viele Startplätze wie Europa.

Was wäre fair bei 64 Teams?

Zählt man alle FIFA-Mitglieder zusammen (Stand 2024: etwa 218), entfallen auf Afrika rund 25 %. Überträgt man diese Quote auf ein Turnier mit 64 Teams, stünde Afrika rechnerisch bei etwa 16 Startplätzen. Gleichzeitig dürfte Europa keinen weiteren, zusätzlichen Startplatz erhalten … ob das realistisch wäre?
Für Afrika wäre das ein deutlicher Sprung von den derzeitigen 9 sicheren Tickets – fast eine Verdoppelung, um ein wirklich ausgewogenes Verhältnis herzustellen.

Hohe Leistungsdichte in Afrika

Die Unterrepräsentation fällt besonders ins Gewicht, weil der afrikanische Kontinent inzwischen eine außerordentliche Leistungsdichte erreicht hat. Schaut man auf die letzten Qualifikationen, gibt es locker 15 afrikanische Teams, die regelmäßig international konkurrenzfähig sind: von etablierten Kräften wie Kamerun, Senegal, Elfenbeinküste, Algerien, Marokko, Nigeria oder Ägypten bis hin zu aufstrebenden Nationen wie Burkina Faso oder Südafrika.
Trotzdem müssen mehrere dieser starken Mannschaften bei jeder WM zuhause bleiben – schlicht, weil es zu wenige Startplätze gibt. Im Gegensatz dazu reisen aus Europa auch Teams zur WM, die in der FIFA-Weltrangliste hinter vielen afrikanischen Nationen liegen. Das verzerrt das Bild des globalen Fußballs und entzieht dem Turnier sportliche Spannung.

Warum die Schieflage problematisch ist

  • Wettbewerbs-Gleichheit: Afrikanische und asiatische Teams haben trotz wachsender Qualität weniger Chancen, sich international zu zeigen.
  • Entwicklung des Fußballs: Eine breitere Teilnahme könnte Jugendförderung und Infrastruktur in Afrika und Asien enorm ankurbeln.
  • Glaubwürdigkeit der FIFA: Die FIFA wirbt gern mit dem Slogan „Football for All“, doch die Verteilung der Plätze wirkt eher eurozentrisch.

Fazit

Eine WM mit 64 Nationen muss mehr sein als ein lukratives Spektakel. Wenn die FIFA ernsthaft über Expansion spricht, sollte sie zuerst die gerechte Repräsentation ihrer Mitgliedsverbände sichern.
Solange Europa weiterhin den Löwenanteil der Tickets erhält, bleibt die „Mega-WM“ vor allem ein Projekt, das alten Machtstrukturen dient – nicht dem globalen Fußball.

Daniel Gerber